Ein Kunst-Feuerwerk, angesiedelt in spätbarocker Lebenswirklichkeit und eingebettet in mitreißende Barockmusik, wird die Styriarte mitten im Graz von Heute zünden. „Treppauf, treppab.“, so nennt sich sein Auftakt ebenso wie das außergewöhnliche Dreitageserlebnis insgesamt (Freitag, 28. bis Sonntag, 30. Juni). Das Publikum erobert zuerst das barocke Palais Attems und wird Zeuge der hektischen Vorbereitungen der Grafen Attems für den Besuch der Kaiserin Maria Theresia in Graz 1750. Gleich drauf zieht man dann geschlossen in die Aula der Alten Universität. Dort laufen gerade die Proben für die tags darauf geplante „Jahreszeiten-Oper“ und der Wettstreit der Opern-Primadonnen um die effektvollsten Arienhits – ein Riesenvergnügen für das Publikum. „Die Jahreszeiten-Oper“, ein Pasticcio aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und seinen spektakulärsten Opernarien, erlebt man am zweiten Tag dann im Grazer Schauspielhaus und wird sich auch dort „Mitten im Leben“ und der Aufführungswirklichkeit der ausgehenden Barockzeit wiederfinden. Zum Chill-out trifft man sich am Sonntag im Schloss Eggenberg bei einem Picknickkonzert mit „Königlichen Bläsern“.
Um dieses in die Zukunft weisende Zentrum der Festspiele herum strotzt das Programm nur so vor Highlights und originellen Ideen: Gleich zum Auftakt wird Alfredo Bernardini mit Händels „Alexanderfest“ oder „Die Macht der Musik“ das Festival programmatisch einläuten. Ihm zur Seite: der Arnold Schoenberg Chor und sein Zefiro Orchester. Aufs Land zieht es die Styriarte für „Mozart in Stainz“ und dessen monumentale „c-Moll-Messe“, dirigiert von Jordi Savall. Für Monteverdis Oper „L’Orfeo“ stützt sich Michael Hell mit seinem ART HOUSE 17 auf eine ganz besondere szenische Kooperation: Natalia Moro malt dazu die Geschichte von Orpheus und Eurydike live mit Sand. Mei-Ann Chen und das Styriarte Youth Orchestra haben sich Dvořáks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ vorgenommen, in Szene gesetzt von Adrian Schvarzstein. Ganz anderen Boden betritt die Dirigentin Elisabeth Fuchs mit ihrem „Symphonic Tribute to ABBA“, auf die Bühne gebracht vom Styriarte Festspiel-Orchester, vom HIB.art.chor und mit der Pop-Stimme von Monika Ballwein. Für zwei weitere Highlights zeichnet sich wieder Jordi Savall verantwortlich: Er gibt, unterstützt von einer kleinen Band aus seinem Concert des Nations, die betörende Gambenmusik zum Filmhit „Die siebente Saite“ und zum Festivalfinale die grandiose „Marienvesper“ von Monteverdi.
Und dann hat man etwa noch die Qual der Wahl zwischen Picknick- und Mitmachkonzerten, Klavierzauber mit Bernd Glemser, Ragna Schirmer oder Pierre-Laurent Aimard, einer Serie von Kinderkonzerten um „Die Grille und die Ameise“, Reinhard Mey alias Eddie Luis, Enfant terrible der Orgelspieler Cameron Carpenter mit Bach oder der Händelʼschen Feuerwerksmusik mit einem Kollektiv von Bläsern aus vielen Teilen Europas in der Originalbesetzung von 1749. Und das ist noch längst nicht alles! Man darf gespannt sein!