Recherchebasiert, thematisch hochaktuell und zukunftsorientiert – so lässt sich das eindrucksvolle Werk von Kapwani Kiwanga (*1978) beschreiben. Die zahlreich ausgezeichnete Künstlerin versteht es, visuell zu verführen und zugleich inhaltlich zu berühren. Sie nutzt die Wirkungsmacht von Farbe, Licht und Material, um globale Geschichte(n) aus neuen Perspektiven zu erzählen. Zarte Zierpflanzen bergen toxische Kraft, Farben entfalten manipulative Effekte und Licht wird als politisches Instrument entlarvt. Ihre Installationen, Bilder, Skulpturen, Papierarbeiten, Fotografien, Sound- und Videoarbeiten sowie ihre performativen Vorträge enthalten somit eine historisch-politische Dimension, die sich erst auf den zweiten Blick erschließt.
Die Ausstellung versammelt Werke aller Medien von Kiwangas Anfängen bis heute, so etwa die vielbeachtete Installation Terrarium (2022), ihren sechzehn Meter langen Farblichttunnel pink-blue (2017) oder ihre skulpturale Serie Glow (2019 fortlaufend).
Uta Ruhkamp, die Kuratorin ihrer Ausstellung, erläutert: "Ihre Werke sind künstlerische Übersetzungen fundiert recherchierter Sachverhalte, Zustände und Mechanismen unserer Gesellschaft und der Welt, in der wir leben. Ihre Installationen, Bilder, Papierarbeiten, Fotografien und Videoarbeiten bestechen durch ihre Ästhetik, formale Klarheit und Reduktion. Tatsächlich gründet ihre sensible Material- und Farbauswahl stets in tieferen Bedeutungsebenen, die ihre Arbeiten historisch und gesellschaftspolitisch aufladen und den visuellen Genuss inhaltlich aufbrechen. Kapwani Kiwanga vermisst und erweitert auf poetische Art und Weise unseren gesellschaftlichen Horizont."
Die raumgreifenden Werke Kapwani Kiwangas verbinden sich in der Ausstellung zu einer einmaligen ästhetischen, erkenntnisreichen und auch körperlichen Erfahrung. Kiwanga bricht den visuellen Genuss ihrer Arbeiten inhaltlich auf, verstärkt ihren Effekt und verleiht ihnen eine nachhaltige Wirkung. So rüttelt sie an den Grundmauern unserer kulturellen Sozialisierung. Sie verfeinert unser Gespür für „versteckte“ gesellschaftliche Mechanismen, strukturelle Ungerechtigkeiten und globale wie alltägliche Machtasymmetrien.