Donatello steht definitiv nicht im Schatten. Doch neben einer Kunstmarkt-Rakete wie Leonardo und dem eigensinnigen Michelangelo mit der Aura des einsamen Genies hat es der Sohn eines Wollkämmers und Schüler des Paradies-Türmeisters Ghiberti nicht leicht. Dabei wäre gerade Michelangelo ohne dessen Neuerungen gar nicht denkbar. Donatello hat Bewegung ins lange Zeit starre Spiel gebracht, sich am Kontrapost zu schaffen gemacht und das ganz exemplarisch am David, also just der Florentiner Symbolfigur, mit der Michelangelo Jahrzehnte später sein bekanntestes Werk in die Öffentlichkeit wuchten sollte. Sehr viel muskulöser, hünenhaft und mit diesem etwas unbedarften Blick.
Nach Florenz und Berlin wird nun auch die Schau im Londoner Victoria and Albert Museum mehr Aufmerksamkeit auf die Innovationsfreude und die Vielseitigkeit dieses 1386 geborenen Meisters der Frührenaissance lenken. Donatello hat neben Holz, Marmor und Bronze auch häufig mit Terrakotta gearbeitet. Diese Vielfalt, die Lust, ständig etwas Neues auszuprobieren, zu variieren und nie an einer Technik festzukleben, zeichnet ihn aus. Er ist ein Beobachter, Ideensammler, ein Macher, und das ohne intellektuellen Überbau. Seine Bildlösungen müssen funktionieren, und das tun sie. Von der Raumillusion bis zur frappierenden Zärtlichkeit, die Donatello selbst im kühlen Marmor entfaltet.