Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, dass seine Zeitgenossen wenig angetan waren von den knorrigen Eichen, den Eisschollen oder den Kreidefelsen. Nur ein überschaubarer Klüngel unter den Frühromantikern fand Gefallen an der verstörend melancholischen Malerei Caspar David Friedrichs. Und als er am 7. Mai 1840 starb, war es still um ihn geworden. Eine gewisse Begeisterung setzte erst um 1900 ein und wurde dann schnell zum Hype. Ausstellungen bescheren regelmäßig Besucherrekorde, und so wird es auch in Hamburg sein, wo man an der Kunsthalle schon ein Jahr vor dem 250. Geburtstag am 5. September 2024 zu feiern beginnt – mit rund 50 Gemälden und 90 Zeichnungen.
Das Haus besitzt zentrale Werke wie das „Eismeer“ und den berühmten „Wanderer über dem Nebelmeer“. Warum gerade diese Rückenfigur so sehr fasziniert? Sie zieht nicht nur ins Bild, der Betrachter identifiziert sich mit ihr und beginnt unwillkürlich über das Gezeigte nachzudenken. Alleingelassen wie dieser einsame Wanderer, verbunden mit einer unbestimmbaren Erwartung. Vermutlich sind es gerade diese Ahnungen, die so sehr an Friedrichs Bildern fesseln. Und mittlerweile hat das Verhältnis von Mensch und Natur und deren Verletzlichkeit noch einen ganz anderen, düsteren Klang erhalten. Wie sich das in den Arbeiten heutiger Künstlerinnen und Künstler niederschlägt, wird neben den Werken von Romantiker-Kollegen der dritte spannende Teil dieser großen Friedrich-Schau werden.