Die ARD-Serie „Babylon Berlin“ ist dafür das beste Beispiel – wir können uns an den 1920er Jahren einfach nicht sattsehen. Deshalb wird diese Ära nun auch in der Bundeskunsthalle in Bonn heraufbeschworen. Wir befinden uns in einer vergleichbaren Phase, das ist nicht unbedingt beruhigend, birgt aber unzählige Möglichkeiten. Wie am Beginn der Moderne wird das durch neue Rollenbilder von Mann und Frau befördert. Dazu kam damals eine nie dagewesene Fülle an Kunstströmungen und -zentren, die nicht mehr nur auf das alte Europa und hier vor allem auf Paris beschränkt waren.
Das i-Tüpfelchen ist dann leicht zeitversetzt die umfassende Josephine-Baker-Schau mit den Schwerpunkten „Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit“. Die 1906 in St. Louis am Mississippi geborene Allroundkünstlerin wurde im Paris der Zwanzigerjahre zum ersten weiblichen Superstar mit afroamerikanischen Wurzeln und zugleich zur höchstbezahlten Revuetänzerin der Welt. Viele hat sie inspiriert: Hemingway schrieb über sie, Alexander Calder verewigte die hyperbewegliche Frau in Drahtskulpturen, Matisse in einem Scherenschnitt, und auch Picasso soll die Baker mehrmals Modell gestanden haben. Ganz zu schweigen von Grace Jones, Madonna oder Naomi Campbell, für die sie Jahrzehnte vor deren Geburt zur Pionierin geworden ist.